Die Firma Wolff & Co. Walsrode hatte 1933 eine über hundertjährige
Erfahrung in der Pulverfabrikation. Sie entwickelte wesentliche
Patente auf ihrem Spezialgebiet. Deshalb war sie den Militärbehörden
seit langer Zeit bekannt.
Als die Aufrüstung des "Dritten Reiches" begann, kam es zu Gesprächen
zwischen der Geschäftsleitung der Firma Wolff und dem Oberkommando des
Heeres (OKH).
Im Juni 1935 erhielt die Firma Wolff vom OKH den Auftrag, auf
Rechnung des OKH in Bomlitz bei Walsrode eine Fabrik für die Fertigung
vom 300 t Pulver pro Monat zu bauen. Diese Fabrik entstand auf dem
"Fuchsberg" in Bomlitz. Sie erhielt den Tarnnamen WALDHOF. In dieser
Anlage sollte Nitrocellulose und Nitrocellulosepulver hergestellt
werden.
Die Firma Wolff & Co. stellte für diese Aufgaben ihre Erfahrung (know
how) und geeignetes Personal.
Ab September 1936 wurde eine weitere Pulverfabrik auf dem "Fuhrenkamp"
in Bomlitz errichtet. Dieses Werk erhielt den Tarnnamen WALO I. Es
sollte 100 t Pol-Pulver pro Monat herstellen können.
Im Februar 1937 begann der Bau der Pulverfertigungsstätte Benefeld -
Lohheide. Die Tarnbezeichnung für dieses Werk lautete WALO II. Es war
für die Fertigung von 1000-1500 t Pulver pro Monat geplant. Im
Februar 1937 wurden die Vorarbeiten für die Errichtung der
Pulverfabrik in Dörverden unter dem Tarnnamen WESER begonnen. In der
Anlage WESER sollten 900 t Nc-Pulver pro Monat gefertigt werden.
Im November 1938 erfolgte der Baubeginn für die Anlage KARL in
Liebenau. Diese Fabrik war für die Produktion von 1000-1500 t Pol -
Pulver je Monat geplant.
Im Jahr 1938 wurde in Löverschen bei Fallingbostel ein Pulverlager
errichtet. Auch wurden hier Schießbahnen und Geschützstände gebaut, um
das hergestellte Pulver auf Brauchbarkeit überprüfen zu können.
Im November 1938 wurde die Gründung einer GmbH vorgenommen. Dies
geschah aus Tarnungsgründen und um die Firma Wolff aus den
Betriebsaufgaben herauszuhalten. Die GmbH erhielt den Tarnnamen
EIBIA. Zu ihr gehörten nun die Betriebsstätten WALDHOF, WALO I,
WALO II, WESER und KARL sowie die Anlage in LÖVERSCHEN.
Die Betriebe WALO I und II, WESER und KARL waren als
"Mobilisierungsbetriebe" gedacht. Sie sollten nur im Kriegsfall zur
Pulverproduktion herangezogen werden. Beim Bau wurde besonderer Wert
darauf gelegt, dass die einzelnen Anlagen weit auseinandergezogen
erstellt wurden, um einen größtmöglichen Schutz bei Luftangriffen zu
erreichen. Als Bauweise wurde ein Nebeneinander von unterirdischen,
oberirdischen und umwallten Gebäuden gewählt. In jedem Fall erhielten
alle Gebäude, bis auf einige Verwaltungsgebäude, massive
Betondecken. Diese Flachdächer wurden mit Bäumen bepflanzt. Ein
längerer Transport der Produktionsgüter innerhalb der Anlagen wurde in
Kauf genommen. Es waren Etats aufgestellt, um nach Beendigung des
Krieges die Anlagen weiter zu pflegen, damit sie für eine eventuelle
spätere Verwendung wieder verfügbar wären.
Das Oberkommando des Heeres (OKH) übernahm nach Fertigstellung der
Anlagen diese von der Firma Wolff & Co. Das Personal dieser Firma,
soweit es für die EIBIA GmbH arbeitete, schied aus der Firma Wolff &
Co. aus und trat zur EIBIA GmbH über. Das Oberkommando des Heeres
übergab die Anlagen der Montan München. Die Montan
München verpachtete nun ihrerseits die Gebäude an die EIBIA GmbH
für die Pacht von 30 % - 50 % des Gewinns der Pulverfabrikation.
Die Baukosten der Anlagen einschließlich der Wohnlager betrugen
RM 380 000 000.
Die Kosten wurden vom OKH der deutschen Wehrmacht übernommen.
Böhm, Johannes: Demontage der Pulver- und Sprengstoffwerke EIBIA GmbH
— Bomlitz-Dörverden-Liebenau, Benefeld 1950
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